Unser Entwurf für die Erweiterung der Jugendarrestanstalt Berlin in Berlin Tempelhof-Schöneberg wurde nach Sitzung des Preisgerichts am 27.10.2010 mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
Gegenstand des Wettbewerbs ist die Erweiterung der Jugendarrestanstalt Berlin (JAA Berlin) in der Lützowstrasse 45 in Berlin Lichtenrade. Die JAA Berlin soll aufgrund bestehender Kapazitätsprobleme eine baulich-technische und gestalterische Neukonzeption erhalten. Derzeit ist die JAA in einem Gebäudeensemble aus mehreren Baukörpern unterschiedlichen Entstehungsdatums untergebracht. Sie verfügt über eine Gesamtbelegungsfähigkeit von etwa 33 Arrestplätzen. Die Belegung soll zukünftig auf 61 Arrestplätze bei Einzelbelegung erhöht werden, um einen effektiven und an der Erziehung junger Menschen orientierten Jugendarrestvollzug durchführen zu können.
Durch die Erweiterung soll eine bedarfsgerechte und rechtskonforme Unterbringung von Arrestantinnen und Arrestanten unter Berücksichtigung des erforderlichen Trennungsgebotes der Geschlechter sowie der Binnendifferenzierung nach Arrestformen wie Freizeit-, Kurz- und Dauerarrest gewährleistet werden.
Die Planung soll außerdem die Belange der Anstalt und der Anwohner (Lärmschutz) berücksichtigen.
Das Bedarfsprogramm für den Neubau umfasst insgesamt eine Nutzfläche von 1.304 qm.
Für den Erweiterungsbau und die Außenanlagen sind Gesamtkosten in Höhe von 6.000.000,- Euro vorgesehen. Die Fertigstellung der Maßnahmen für die Erweiterung der Jugendarrestanstalt ist für 2013 geplant. Zur Teilnahme am Wettbewerb wurden in einem vor geschalteten Bewerbungsverfahren aus 57 eingereichten Bewerbungen 10 Architekten ausgewählt. Unter dem Vorsitz des Architekten Torsten Krüger aus Berlin beurteilte das Preisgericht unseren Entwurf nach ausführlicher Diskussion wie folgt:
Der Entwurf überzeugt durch die Eingliederung eines winkelförmigen Gebäudeteils, welches alle drei Bestandsbaukörper zu einem Gebäudeensemble verbindet. Der entstehende Hof für die Freizeitaktivitäten der Insassen bildet das räumliche und geistige Zentrum der Jugendarrestanstalt.
Alle Gebäudeteile sind dadurch baulich verbunden und ermöglichen eine ganzjährige effektive Vernetzung der Funktionen. Die Gemeinschaftseinrichtungen befinden sich im Erdgeschoß der Anlage. Die Unterbringungsbereiche werden, im von der Straße her entfernten Grundstücksteil untergebracht, so dass die akustische und optische Beeinträchtigung der umliegenden Wohngebäude auf ein Minimum reduziert werden. Die von der Straße zurückgesetzte Pforte kontrolliert Personen- und Fahrzeugverkehr. Die Anlieferung ist gut gelöst. Der unmittelbar anschließende innere Raumbereich sollte aufgrund der Frequentierung leicht vergrößert werden. Das zurückhaltende und zugleich durch das Klinkermaterial robuste und angemessene Architekturkonzept mit ein- und zweigeschossigen Gebäudeteilen weist ein hohes Identifikationspotential für die Nutzer auf und fügt sich zurückhaltend in das Wohngebiet ein. Die Belange des Naturschutzes werden durch die Erhaltung des Baumbestandes berücksichtigt. Die Kostenschätzung ergibt, dass das Gebäudekonzept eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten lässt.